Schwefelsensitivität – Woran kann es liegen, dass ich weder Zwiebel noch Knoblauch vertrage?

Wichtiger Hinweis:

Meine Blogs sind das Ergebnis jahrelanger akribischer Recherchen und privater Erfahrungen. Trotz gewissenhafter Aufbereitung der Inhalte kann ich dafür keine Haftung übernehmen, und sie dürfen nicht als Anleitung für die eigene Anwendung verstanden werden. Gesundheitliche Themen sollten immer mit dem Arzt des Vertrauens besprochen werden, da ich keine Krankheiten diagnostizieren oder behandeln darf! Wenn ich jemandem mit meinen Artikeln bei seiner eigenverantwortlichen Informationsgewinnung behilflich sein kann, dann freut mich das natürlich.

Zwiebel und Knoblauch gelten als sehr gesund:

Beide haben eine nachgewiesene antibakterielle und fungizide Wirkung und viele andere gesundheitsfördernde Effekte.Was aber, wenn man Zwiebel und Knoblauch nicht verträgt? Meist meidet man dann den Verzehr dieser beiden Zutaten. Woher diese Unverträglichkeit kommen könnte und, warum eine Vermeidungstaktik möglicherweise auf Dauer keine gute Idee ist, das möchte ich im Folgenden erklären.

Unverträglichkeit von Zwiebel oder Knoblauch – mögliche Ursachen:

Zuerst einmal könnte es sich generell um ein Problem mit der Verdauung von FODMAPs handeln. FODMAPs – dieser Begriff steht für Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole. Alles klar? 😉

FODMAPs - das sind bestimmte Stärke- oder Zuckerarten, die in vielen Lebensmitteln vorkommen und bei empfindlichen Personen im Dünndarm nur schlecht verdaut oder aufgenommen werden.

Folgende Substanzen gehören zum Beispiel zu den FODMAPS:

1) Oligosaccharide (also Mehrfachzucker) – wie zB aus Zwiebeln, Knoblauch, Brokkoli, Agaven, ...

2) Disaccharide (also Zweifachzucker) – wie zB Lactose oder Maltose (Maltose kommt unter anderem in Bier, Getreideprodukten, Kartoffeln, Süßkartoffeln, ... vor)

3) Monosaccharide (also Einfachzucker) – zB Fructose (besonders hohe Mengen findet man in Datteln, Feigen, Rosinen, Mangos, ...)

4) Polyole – diese enthalten Zuckeralkohole wie zB Erythrit, Xylit, Mannit oder Sorbitol (zB aus Pflaumen, Aprikosen, Äpfeln oder Birnen)

Wer nach dem Verzehr FODMAP-reicher Nahrungsmittel – also auch zB Zwiebel oder Knoblauch - Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall entwickelt, der könnte einen Mangel an speziellen Enzymen haben, die FODMAPs aufspalten helfen. Als mögliche Ursache der Unverträglichkeit von FODMAPs wird eine Verdauungsschwäche im Dünndarm diskutiert: Die FODMAPs können dann aufgrund von Enzymmangel nicht ausreichend aufgespalten werden. Es erfolgt daher auch keine Aufnahme der Spaltprodukte der FODMAPs im Dünndarm (was normalerweise der Fall wäre), sondern die unverdauten FODMAPs gelangen in den Dickdarm und werden dort von gasbildenden Bakterien als Nahrung verwertet. In diesen Fällen sollten eigentlich spezielle Enzympräparate (Nahrungsergänzungsmittel) helfen, die ich in meiner kinesiologischen Praxis individuell austeste. Tun sie das nicht – das heißt, bestehen die Probleme weiterhin - dann könnte es sich um eine sogenannte „Schwefel-Sensitivität“ handeln.

„Schwefel-Sensitivität“

Isst man Zwiebel und Knoblauch und hat trotz gleichzeitiger Einnahme ausreichender Mengen FODMAP-aufspaltender Enzympräparate anschließend Symptome wie zum Beispiel Verdauungsgase (meist übelriechend – „schwefelig“), Verstopfung oder Durchfall, und treten diese Symptome auch nach dem Verzehr von tierischen Produkten (Fleisch, Eier, Milchprodukte) auf, so könnte es sich um eine Schwefel-Sensitivität handeln. Auch Müdigkeit, Hautprobleme, Brain Fog oder Migräne können mit einem „Schwefel-Problem“ zusammenhängen. Dies kann einerseits durch einen beeinträchtigten Schwefel-Stoffwechsel entstehen, wobei genetische Faktoren und auch Nährstoffmängel eine Rolle spielen können. (Relativ bekannt ist beispielsweise, dass das Spurenelement Molybdän für ein Enzym namens SUOX benötigt wird, um die eher gesundheitsschädlichen Sulfite in die tendenziell gesundheitsförderlichen Sulfate umzuwandeln.) Andererseits gibt es sulfatreduzierende Bakterien im Verdauungstrakt – zB die Desulfovibrio Spezies oder Bilophila Wadsworthii, die verschiedenste Schwefelkomponenten aus dem Nahrungsbrei aufnehmen, für ihre Energieproduktion verwenden und dann wieder schwefelhaltige Gase und Substanzen ausscheiden. Und diese Abfallstoffe aus dem Stoffwechsel der speziellen Darmbakterien sind es auch, die die Symptomatik verursachen.

Was sind nun schwefelreiche Nahrungsmittel?

Allen voran sind hier die Kreuzblütler zu nennen – Brokkoli, Karfiol, Rosenkohl oder Grünkohl. Auch Fleisch, Eier und Milchprodukte enthalten viele schwefelhaltige Aminosäuren (Methionin, Cystein oder auch Taurin).

Soll man diese nun dauerhaft meiden?

Wer unangenehme Symptome nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel verspürt, meidet diese naturgemäß. Leider ist dieser „Plan B“ meiner Meinung nach – speziell was diese Gruppe von Nahrungsmitteln betrifft - keine Dauerlösung: Denn eigentlich wäre es gut und wichtig, über die Nahrung viel Schwefel aufzunehmen. Der Körper benötigt dieses Element unter anderem für die Entgiftung. Und nicht ohne Grund enthalten Nahrungsergänzungsmittel oder Cremes zB für die Gelenke und die Haut schwefelhaltige Verbindungen (Glucosaminsulfat, Chondroitinsulfat, MSM; Magnesium-Eisen-Sulfat-Wasser, ...). Schwefel-Heilbäder haben eine lange Tradition als lindernde Anwendungen bei verschiedenen Symptomen. Dies ist nur ein Teil der positiven Wirkungen im Körper, die mit dem Element Schwefel in Verbindung gebracht werden. (Kleine Nebenbemerkung: Nicht alle Schwefel-Formen sind gleich gesundheitsförderlich.) Kurzfristig kann eine schwefelarme Diät Sinn machen. Längerfristig braucht der Körper aber dringend das Element Schwefel! Was also tun?

Mögliche Lösungswege

Einerseits kann man bestimmte Nährstoffe zuführen, damit der Schwefelstoffwechsel besser ins Gleichgewicht kommen kann. Nährstoffmängel können, sofern bekannt, zB auch durch in diesem Zusammenhang nachteilige genetische Polymorphismen entstehen. Andererseits könnte man versuchen, die Tätigkeit sulfatreduzierender Bakterien einzudämmen. Es gibt hier einen Zusammenhang mit dem Thema SIBO (Bakterienüberwucherung des Dünndarms). Zwei der drei bekannten „SIBO-Arten“ – „Schwefelwasserstoff-SIBO“ und „Methan-SIBO“ – haben einen Bezug zu schwefelhaltigen Substanzen. „Schwefelwasserstoff-SIBO“ (H2S-SIBO) kann meines Wissens derzeit im deutschsprachigen Raum noch nicht (als Atemlufttest – wie die anderen beiden SIBO-Arten) getestet werden. Es gibt aber scheinbar versteckte Hinweise auf H2S-SIBO in den herkömmlichen SIBO-Atemgastests, die ja Methan-dominantes und Wasserstoff-dominantes SIBO testen.

Manche Ärzte bezeichnen Schwefelwasserstoff-SIBO als hartnäckigste SIBO-Form.

Allerdings wird mit Hochdruck daran gearbeitet, Substanzen zu identifizieren, die hier hilfreich sein können. Das Element Bismut soll zB ein erfolgversprechender Kandidat sein (ich möchte hier jedoch niemanden zu Eigenversuchen animieren). Ein unglaublicher Wissensschatz zum Thema Schwefel ist meiner Meinung nach das Buch „The Devil in the Garlic“ des naturheilkundlichen Arztes Dr. Greg Nigh aus den USA. Er hat gemeinsam mit einer Ernährungsberaterin erfolgreich mit hunderten Patienten mit Schwefel-Sensitivität gearbeitet. Seine Abhandlungen über den Schwefel-Stoffwechsel, betroffene genetische Polymorphismen (= Abweichungen), relevante Nährstoffe und sein umfassendes Protokoll sind aus meiner Sicht zur Zeit einzigartig!

Wer bei sich eine Schwefel-Sensitivität vermutet und gut englisch kann (das Buch gibt es leider nicht in deutscher Sprache), dem lege ich diese Lektüre wärmstens ans Herz!

Ich respektiere Dr. Nighs Urheberrechte. Daher darf ich nicht erwähnen, welche Nährstoffe er bei bestimmten Elementen des Schwefelstoffwechsels bzw. bei bestimmten Polymorphismen empfiehlt. Ich kann auch nicht die Nahrungsergänzungsmittel erwähnen, die nach Erfahrung von Dr. Nigh zur Eindämmung der sulfatreduzierenden Bakterien hilfreich waren. Sein gesamtes Protokoll, vor allem, wie man gleichzeitig für einen gewissen Zeitraum schwefelhaltige Substanzen aus der Nahrung meidet und dennoch Schwefel zuführt (was wie ein Widerspruch klingt, aber funktioniert), ist für mich in Zusammenhang mit „Schwefel-Sensitivität“ das Spannendste, was ich bis jetzt zu diesem Thema gelesen habe. Und auch seine Hypothese, warum überhaupt bei manchen Menschen sulfatreduzierende Bakterien aktiver als bei anderen Menschen sein könnten, ist für mich sehr schlüssig.

Zusammenfassend kann ich sagen:

Wenn man Zwiebel und Knoblauch nicht verträgt, könnte es mit den FODMAPs zusammenhängen. Es könnte aber auch an einer Schwefel-Sensitivität liegen, bei der es verschiedene Stellschrauben gibt – einmal die genetische bzw. Nährstoffkomponente ... und einmal die sulfatreduzierenden Bakterien. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man auf Dauer nicht schwefelhaltige Substanzen in der Nahrung meiden soll (wenngleich es auch schwefelhaltige tendenziell gesundheitsschädliche Lebensmittelzusatzstoffe gibt). Also am besten das Buch „The Devil in the Garlic“ von Dr. Greg Nigh lesen und in Absprache mit dem Arzt entsprechende Maßnahmen setzen. Ich finde es generell wichtig, dass man mit allen (auch den im Buch vorgeschlagenen) Maßnahmen vorsichtig beginnt! Ich selbst habe (in meinem privaten Umfeld) kinesiologisch ausgetestet, was an den vorgeschlagenen Dingen überhaupt sinnvoll und erforderlich schien.

Quellen:

// Dr. Greg Nigh, ND, LAc: The Devil in the Garlic. How Sulfur in Your Food Can Cause Anxiety, Hot Flashes, IBS, Brain Fog, Migraines, Skin Problems, and More, and a Program to Help You Feel Great Again. Wellness Ink Publishing, 2020.

// Cornago D., Amor E., Rivera, W., University of the Philippines: Antifungal Activity of Onion (Allium cepa L.) Bulb Extracts Against Fusarium oxysporum and Colletotrichum sp. The Philippine Agricultural Scientist. März 2011.

// Bhatwalkar, S., Mondal R., Krishna S. et al, Indian Institute of Technology, Kharagpur, India: Antibacterial Properties of Organosulfur Compounds of Garlic (Allium sativum). Frontiers in Microbiology, Juli 2021.

// Kabrah A. et al.: Antibacterial Effect of Onion. Scholars Journal of Applied Medical Sciences, November 2016.

// https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/ernaehrungsformen/fodmap-diaet-weniger-fodmap-lebensmittel-bei-reizdarm/, 17.9.2024.

// https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/ernaehrungsformen/fodmap-diaet-weniger-fodmap-lebensmittel-bei-reizdarm/, 17.9.2024.

// https://www.infomedizin.de/fileadmin/user_upload/PDF/fructosegehalt-obst-gemuese.pdf, 17.9.2024.

// https://www.healthline.com/nutrition/fodmaps#TOC_TITLE_HDR_9, 17.9.2024.

// https://fodmapfriendly.com/blogpost/enzymes/, 17.9.2024.

// Singh, S. et al.: Desulfovibrio in the Gut: The Enemy within? Microorganisms, Juli 2023.

// A glycyl radical enzyme enables hydrogen sulfide production by the human intestinal bacterium Bilophila wadsworthia | PNAS, 17.9.2024.

// Suarez F. et al.: Bismuth subsalicylate markedly decreases hydrogen sulfide release in the human colon. Gastroenterology, Mai 1998.

// Molybdenum Sulfite Oxidase | (williams.edu), 17.9.2024.

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